Mein kleiner Flitzer
Letztens war das Auto meiner Eltern für ein paar Wochen verfügbar. Als ich es eines schönen Sonntags abholen wollte musste ich feststellen, dass die Busverbindung zwischen unseren Dörfern am Wochenende seit dem letzten Fahrplanwechsel nicht mehr vorhanden ist. Anstatt eine Viertelstunde mit dem Bus zu fahren und insgesamt etwa zwei Kilometer Fußweg zurücklegen zu müssen, würde ich erst gut eineinhalb Kilometer zum Bahnhof laufen, dann mit einer Regionalbahn und einer S-Bahn fahren und nochmal mehr als einen Kilometer laufen müssen. Ich bräuchte mehr als eine Stunde, mit den Kindern im Schlepptau noch länger, außerdem ist es umständlich.
Obwohl ich müde war, fuhr ich also mit dem Rennrad los. Damit brauche ich zwischen 20 und 25 Minuten und es passt in den Kofferraum, ohne dass ich das Vorderrad ausbauen muss. Nachteil: ich brauche jemanden für die Kinder. Vorteil: ich bin unabhängig. Auf dem Rückweg, wieder ein Sonntag, machte ich es genauso.
Normalerweise bin ich im Alltag froh, unser Lastenrad zu haben. Der Motor erleichtert die meisten Strecken, ich kann viel transportieren und als Familienkutsche funktioniert es auch. Wenn ich in ein paar Monaten wieder häufiger alleine unterwegs bin, werde ich mehr mit meinem „normalen“ Fahrrad fahren, worauf ich mich auch freue, es ist eben kein Laster wie das Packster.
In manchen Situationen weiß ich aber auch das Rennrad sehr zu schätzen. Zum Beispiel eben beim Auto abholen oder zurück bringen. Die Rückgabe haben wir mit einem Familienausflug verbunden. Ich bin mit dem Auto und Rennrad los gefahren, der Mann kam mit dem Lastenrad und den Kindern nach. Tatsächlich sind wir das erste Mal in dieser Kombination gefahren, sonst sitze ich auf dem großen Fahrrad, während der Mann mit seinem schnellen Rad nebenher radelt. Ich muss sagen, es hat Spaß gemacht. Es ist schön, wenn das eigene Rad vorwärts saust, ohne groß Geräusche zu machen. Mein Rennrad surrt leise vor sich hin, manchmal pfeift der Wind in den Pedalen (das war ziemlich irritierend am Anfang). Das Packster hingegen hat nicht nur laute Reifen und den Motor, noch dazu dröhnt die Transportbox beim Fahren. Es ist nicht sehr laut, aber konstant hörbar, stärker noch bei nassem Wetter.
Noch dazu kann ich viel flexibler mit dem Rennrad fahren, kann schön beschleunigen und kleine Kurven fahren, und auf geraden Strecken komme ich ohne große Anstrengung locker auf 30 km/h, während das Packster ab 25 km/h die Motorunterstützung einstellt. Es ist eben deutlich merkbar, dass unser Laster viermal so viel wiegt wie mein Rennrad.
Da ich aber wirklich immer Geraffel dabei habe, wird sich das Rennrad für mich nicht als Alltagsrad durchsetzen. Ich genieße lieber die im Moment recht seltenen Einsätze als Sportgerät und freue mich daran, darauf quasi über die Straßen zu fliegen. Zumindest bei Rückenwind und bergab.