Das Packster

Das Packster

Vor gut vier Monaten kam das Packster zu uns. Unser Load wurde langsam zu eng für die Kinder, also suchten wir nach einem breiteren Rad und entschieden uns, ein Packster 80 von Riese und Müller zu kaufen.

In den ersten drei Monaten sind wir 1000 km damit gefahren (und das nur Alltagswege, nicht den Weg zur Arbeit und zurück), seitdem ist die wöchentliche Strecke zurückgegangen. Trotzdem sind es bereits gut 1300 km, ein guter Zeitpunkt, um die beiden Räder miteinander zu vergleichen.

Foto vom 20.10.2018.

Das Fahrgefühl

Mir fiel es leicht, mich an das Load zu gewöhnen. der erste Kilometer war ein bisschen wackelig, aber nachdem ich den Lenker hochgestellt und ein bisschen Gefühl für das Rad bekommen hatte, fuhr es sich sportlich und einfach. Trotz der Länge hatte ich keine Probleme mit engen Kurven, ich konnte sogar auf der Straße wenden ohne absteigen zu müssen.

Mit dem Packster war es eine andere Sache. Ich konnte es nicht Probe fahren, der Mann saß einmal kurz drauf und hatte den Auftrag, einen engen Weg um die Ecke zu fahren. Das klappte problemlos, also muss das Rad alltagstauglich sein. Das ist es auch, aber die Sitzposition! Beim Load kann man die Lenkerneigung und -höhe verstellen, beim Packster nur die Höhe. Hinzu kam, dass der Sattel sehr weit hinten saß und ich beim Fahren das Gefühl hatte, auf einer Art Streckbank zu liegen. Der Lenker ist recht breit. Meiner Meinung nach ist das Fahrrad für größere Menschen konzipiert. Ich bin 1,60 m groß, der Durchschnitt für Frauen liegt in Deutschland nur 2 cm darüber. Also entweder liegt es an mir (kann ja sein), oder bei der Planung ist etwas schief gelaufen.

Ich probierte ein bisschen rum mit Lenkerhöhe und Sattelposition, und mittlerweile kann ich doch ziemlich bequem darauf sitzen.

Im Vergleich zum sportlichen Load ist das Packster ein Laster. Die Länge fällt gar nicht so sehr ins Gewicht, die Breite fällt viel mehr auf. Wir passen trotzdem immer noch gut durch Engpässe, nur an einer Stelle muss ich regelmäßig absteigen, das war aber auch mit dem Load dort der Fall. Besonders wenn die Kinder auf der Ladefläche Party machen und tanzen fahre ich schon mal Schlangenlinien.

Mit montiertem Verdeck sehe ich das Vorderrad nicht, ich muss also ein Gefühl dafür haben, wo mein Rad aufhört.

Auch wenn ich das Packster mittlerweile wirklich gerne fahre, ist es umständlich. Das Load kann ich mir gut als Alltagstransportmittel auch ohne Kinder vorstellen, das Packster ist mir dafür zu sperrig.

Das Verdeck

Das Verdeck beim Load hat genervt. Es war vorne befestigt und konnte hinten mit zwei Leinen an der Box festgemacht werden. Beim Verladen der Kinder, besonders als die Tochter noch ein Baby war, war es immer im Weg. Bei Regen hing es dabei noch dazu nass im Gesicht der Kinder. Theoretisch konnte man die Seitenteil nach oben schieben und befestigen, praktisch hat es nicht so gut gehalten wie es sollte.

Beim Packster bin ich auch froh, wenn ich ohne Verdeck fahren kann, weil es nervt. Es ist aber besser als das vom Load. Es wird ebenfalls vorne befestigt und kann hinten mit Leinen auf verschiedenen Höhen festgemacht werden. Der entscheidende Vorteil sind die beiden Türen. Mit Baby wären sie wenig hilfreich, aber mit meinen Kindern ist es gut. Beide Seitenteil können mittels Reißverschluss geöffnet werden, sodass der Sohn auch bei Regen trocken reinklettern kann, die Tochter muss ich etwas akrobatischer reinschieben, bis sie auch selbst rein kommt. Ich kann sie an- und abschnallen, ohne das Verdeck im Gesicht hängen zu haben und kann je nach Witterung die Seitenteile auch während der Fahrt nach hinten klappen oder wieder schließen.

Das Seitenteil lässt sich komplett öffnen. Hinter dem Verdeck ist der Kofferraum zu sehen.
Das Seitenteil ist nach hinten geklappt.

 

Zwei Dinge sind verbesserungswürdig: Das Verdeck passt nicht über den Kofferraum und die Seile zur Befestigung müssen sehr umständlich durch Schlitze und Löcher gezogen werden, das ist auf keinen Fall alltagstauglich. Für den Kofferraum muss ich eine wasserfeste Kiste besorgen, in der ich auch bei Regen z. B. das Schloss oder eine Brötchentüte etc. aufbewahren kann. Für die Befestigung der Seile habe ich bereits eine Lösung aus Karabinerhaken im Kopf.

Die Seile kommen von links oben und müssen durch zwei Schlitze geführt werden.

Der Laderaum

Die Kinder sind sehr zufrieden mit dem Platz, den sie im Packster haben. Die Ladefläche ist knapp 70 cm breit und 80 lang, wobei die hinteren 20 cm als Kofferraum abgetrennt sind. Der Sohn kommt mit seinen Füßen an die vordere Bordwand, die Tochter noch nicht. Tatsächlich musste ich für jeden eine kleine Box an die Seitenwand hängen, damit ihre Wasserflaschen nicht immer außer Reichweite gerutscht sind. Beide Kinder haben auch in Winterkleidung genug Platz, um bequem sitzen zu können, auch mit geschlossenem Verdeck.

Die Boxen mit Platz für Flaschen, Mundharmonika und was sonst noch so anfällt.

Bei der ersten Fahrt mit Kindern fuhr auch des Sohnes bester Freund mit, die Tochter war im Anhänger (Kommentar eines vorbeifahrenden Traktorfahrers: „Wow, was für ein Gespann“). Der Sohn war an die Platzverhältnisse im Load gewöhnt und drückte sich an seine Seitenwand, sein Freund saß das erste Mal in einem Lastenrad und füllte den restlichen Platz aus.

Sollte die Länge der Ladefläche irgendwann nicht mehr ausreichen, können wir die Rückenlehne der Kinder ganz nach hinten setzen. Dadurch gewinnen wir fast 20 cm Länge, verlieren aber den Kofferraum…

Fazit

Das Packster passt gut zu unseren momentanen Anforderungen an ein Lastenrad und Familientransportmittel. Es fährt sich für seine Größe wirklich angenehm, wenn auch manchmal ein bisschen wackelig. Im Großen und Ganzen bin ich zufrieden, denke aber, dass es für die Zeit nach dem Kindertransport überdimensioniert und zu sperrig ist. Bräuchte ich ohne Kinder oder für kürzere Strecken in der Stadt ein Alltagsrad als Autoalternative, würde ich das Load wählen. Mit Kindern und außerhalb der Stadt ist das Packster eine gute Wahl.

2 Gedanken zu „Das Packster

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