Der Baum fährt Rad
Als letztes Jahr der Apfelbaum in unserem Garten anfing zu kränkeln und ich ihn durch einen beherzten Rückschnitt retten musste waren wir uns nicht sicher, ob er dies übersteht. Der Baum ist schon durch jahrelange falsche Schnittmaßnahmen verkrüppelt gewesen als wir eingezogen sind, und dass ich selbst auch noch am Anfang stehe mit meinen Obstbaumschnittkenntnissen hat ihm sicher nicht sehr geholfen. Sollte ich ihn positiv beschreiben, wäre pittoresk das richtige Wort. Nur eben nach dem Rückschnitt fast kahl.
Weil der Mann und ich aber auf jeden Fall einen Apfelbaum im Garten haben wollen dachte ich mir, da muss wohl frühzeitig Ersatz gepflanzt werden. Wenn der alte Baum überlebt, die Chancen stehen jetzt ein halbes Jahr später gut, haben wir eben zwei Apfelbäume, plus einen Minisäulenbaum, der dieses Jahr immerhin einen Apfel getragen hat.
Um etwas neues auszusprobieren bin ich zur Baumschule in Groß-Gerau gefahren. Tatsächlich hatte ich dort auch eine ganz gute Auswahl an kleinen Bäumen, schließlich haben wir nur einen kleinen Reihenhausgarten. Nachdem ich hin und her überlegt habe, habe ich mich für einen Geheimrat Oldenburg entscheiden. Okay, der Name hat eine Rolle gespielt bei meiner Entscheidung. Ich bin auf jeden Fall gespannt darauf, wie die Äpfel schmecken, die uns der Geheimrat schenken wird.
Der Heimtransport war einmal mehr spannend. Wie immer hatte ich die Spanngurte dabei und auch das Gewicht machte keine Probleme. Nur hatte ich vorher nicht bedacht, dass der Topf mit dem Baum darin möglichst mittig stehen sollte, damit ich einnigermaßen bequem fahren konnte. Nur hatte ich die Krone ja dann direkt vor meinem Gesicht…
Die Frau von der Baumschule (Baumlehrerin?) fand es super, dass ich mit dem Lastenrad da bin und war ganz zuversichtlich, dass das schon klappen wird. Solchen Leuten begegne ich auch nicht häufig. Sie hat mit mir den Baum so gedreht, dass ich durch ein natürliches Loch zwischen den Zweigen schauen konnte. Glücklicherweise war es ein junger Baum, der erst ein paar Äste hatte.
Trotzdem musste ich unterwegs einen Zweig zur Seite binden, um auch bei Fahrtwind noch frei sehen zu können. Da hat sich meine Stoffmaske bestens für geeignet. Mit ihr konnte ich den Zweig auf einer relativ großen Fläche fassen und mit elastischen Schnüren am Stamm festbinden. Perfekt!
Wieder einmal war es gut, dass wir um unseren Wohnort herum viele landwirtschaftliche Wege befahren können, abseits vom Verkehr.
Zu Hause angekommen habe ich mithilfe der Kinder ein tiefes Loch gegraben und den Baum gepflanzt. Bis auf dass er ein paar Blätter abgeworfen hat geht es ihm gut dort, unserem Geheimrat.