Lastenradtest. Ein Gastbeitrag

Lastenradtest. Ein Gastbeitrag

Lastenräder sind auf dem Vormarsch. Wir sind in unserem Bekanntenkreis bei Weitem nicht die einzigen, die eines besitzen. Leider sind die Dinger teuer. Gut also, wenn man vorher testet, ob und wenn ja, welches Rad man kaufen möchte…

In diesem und im nächsten Artikel findet ihr ein Gastbeitrag von Bea, die dank einem Projekt des Landes Hessen ein Lastenrad mit vier Sitzplätzen für mitfahrende Kinder testen durfte. Vielen Dank für den Bericht!

Eigentlich bin ich ja Autofahrerin. Doch mit einem Lastenrad liebäugel ich schon lange und nicht nur seit ich Anna kenne mit wachsender Begeisterung.

Doch mich und meinen Mann schrecken immer wieder verschiedenes vom Kauf ab.

Wo stellen wir es unter, wenn wir nicht fahren?

Lassen wir dann wirklich so viel mehr das Auto stehen, als jetzt?

Der Preis!

Jetzt hat aber das Land Hessen ein Projekt. Es möchte Hessen mobiler machen und die alternativen Fahrzeuge dem Bürger näher bringen. Dazu gab es unter mobiles Hessen eine online Ausschreibung, bei der sich der Bürger für Räder einer Fahrrad-Flotte bewerben konnte. Es durften zwei Wünsche geäußert werden und dann hat das Losverfahren entschieden.

Ich hatte mich für die zwei zur Verfügung stehenden Lastenräder, mit welchen Kinder mitfahren können beworben und den Zuschlag bekommen für das Rad von Chistiania. Damit können bis zu vier Kinder mitfahren. Es hat im Vergleich zu dem Rad von Anna einen großen Kasten vorne. Dieser sitzt auf einer Doppelachse.

Mein Test ist für vier Wochen geplant. So lange steht uns das Rad zur Verfügung.

Abgeholt haben es mein Mann und ich am Mittwoch Vormittag im Rathaus.

Die Einführung zu dem Rad war etwas holprig, da der Mitarbeiter der Stadt es in Vertretung machte. ABER auf den guten telefonischen Support sind wir hingewiesen worden.

Und dann macht das Land Hessen solch eine Aktion in der zweiten Jahreshälfte? Ja klar, damit auch das Rad unter Schlechtwetterbedingung genutzt werden kann. Für die Kinder gibt es ja ein Verdeck.

Da habe ich auf dem Parkplatz des Rathauses zwischen den Autos meine ersten Fahrversuche gemacht. Unter den Augen zweier Männer. Mein Mann fragte: Hast Du auch die Unterstützung an?

Klar! So dachte ich!

Denn das Lastenrad ist zwar ein E-Bike, hat jedoch keinen Tacho mit Kilometerstand und der Sicherheit: Nur wenn der Tacho steckt, kann das Rad auch fahren. Ist so was wie der Zündschlüssel. NEIN! Unser Pedelec hat einen Akku, der einer Thermoskanne ähnelt. Wenn dieser aktiv ist, sprich angeschaltet ist, dann leuchtet zart ein grünes Licht am oberen Rand. Der Powerknopf leuchtet jedoch immer grün.

Naja, ich dachte noch: ein ungewohntes Rad. Gerade die Lenkung. Jetzt fahre ich mit Kasten da dran und Rücktritt hat es auch. Der Dynamo, welcher die Lichtanlage speist gibt ein bekanntes Surren. Das Rad legt sich in jeder Kurve und bei jedem Gefälle voll ins Zeug. Bzw. in die Richtung. Aber das war beim Fahren mit der 2CV auch immer so.

Auf in den Straßenverkehr. Denn irgendwie musste das Rad ja heim. Es sind ca. 3,7 Kilometer. Teilweise im Straßenverkehr, teilweise auf einem wunderbaren Radweg.

Die ersten Meter mit dem Rad zu fahren waren FURCHTBAR! Oh nein, wir werden keine Freunde.

Dass es in Richtung Bürgersteig zieht. Die Lenkung mit der Kiste da dran. Rücktritt, der einen schnell mal ausbremst. Und ewig surrt der Dynamo.

Nachdem ich in der zweiten Kurve, das Gefühl hatte Rad und Fahrerin fallen gleich um, habe ich geschoben! Über die Straße, um die nächste Kurve und unter einer Autobahnbrücke durch. Dann endlich war ich kurz vor dem ersehnten Radweg und das war dann auch erstmal schön. Nur das Anfahren war doof. Da ist zwischen Sattel und Kiste (mit Lenkstange) echt wenig Platz.

Das Vehikel und ich sind nach ca. einer Stunde zu Hause angekommen. Dabei habe ich einmal Stopp gemacht um mit einem Bekannten zu reden, der gleich mal über das Rad fragte. Dann beim Onkel und bei Anna angehalten, um das Rad vorzustellen und auch, dass ich gerade die Fahrt echt nicht so toll fand.

Zu Hause mit Mann und meinen Eltern das Rad noch mal in Ruhe auf Herz und Nieren untersucht. Auch mal das Verdeck ausgepackt und aufgebaut.

Meine Mutter fragte, wird der Akku mit dem Dynamo gespeisst. OH NEIN! Der ist nur fürs Licht. Schön wärs.

Mein Mann fragte dann noch mal, wie es mit Unterstützung war? Das dezente grüne Licht am oberen Rand sei aus.

Ich: Bei den drei Stufen habe ich keinen Unterschied gemerkt und ehrlich gesagt, war es auch müßig zu fahren.

Ja, klar! Bin ja auch ohne Strom gefahren. Oh, wie peinlich.

Kinder abholen am Kindergarten war dann mit Strom.

Ja, das geht erheblich einfacher. Die Lenkung ist immer noch doof bzw. gewöhnungsbedürftig. Aber der Weg zum Kindergarten und zurück hat den Jungs und mir Spaß gemacht.

Nach dem Mittagessen sind dann die Kinder und ich noch eine Runde durch den Ort gefahren. Mit Strom und Spaß. Das Lachen in den Gesichtern der Kinder, die Freude im Lastenrad zu sitzen ist so schön!

Es ist so schön, seine Kinder beim Radfahren im Blick zu haben und auch Gesprächsfetzen zu hören. Die Kinder sitzen auf einer guten Höhe. Nicht auf Du und Du mit dem Auspuff der Autos.

Auch mit Verdeckt ist es schön zu fahren. Die Kinder sitzen Wind und Regengeschützt. Die dicke Kiste verhindert, dass viel Regen auf meine Hose kommt.

Den telefonischen Support habe ich auch gleich mal genutzt. Was ist denn mit dem Akku, der wirklich einer Thermoskanne gleicht und so schwer ist wie dieselbige gut gefüllt. Muss ich den mitnehmen, wenn das Rad irgendwo steht? Den Tacho muss der Fahrer vom E-Bike ja abmachen.

Der sehr nette Herr am Telefon meinte: Nein! Tagsüber kann der ruhig dran bleiben. Nur in der Nacht ab (wegen eventueller Feuchtigkeit) und zum Aufladen mit ins Haus.

Die aller erste Fahrt war furchtbar (und hinter her auch peinlich). Lenkung ist wirklich zum daran gewöhnen. Auch das Fahren auf der Straße damit. Denn ich habe das Gefühl, die Autos können das Rad und mich schlecht einschätzen. Da wirst de überholt, obwohl de selbst am Hindernis vorbei fährst. Und auch noch ziemlich knapp. Gedrängelt.

Klar sehen die Autofahrer nicht, dass sich Pedelec und Fahrer noch aneinander gewöhnen. Aber so viel Unverschämtheit habe ich lange nicht erfahren.

Der zweite Tag war dann ein Ausflug mit der Familie geplant. In den Nachbarort und über den Waldspielplatz zurück. Mein Mann durfte fahren. Nein, er musste. Damit er selbst erfährt wie so ein Rad zu fahren ist. Dass die guten Ratschläge sich mit Erfahrung füllen. Und der Tausch war gut.

Die Kinder haben sich gefreut, dass ich mit dem Rad neben ihnen gefahren bin und mein Mann hat wirklich Erfahrungen erfahren.

Ich bin sehr gespannt auf die Zeit mit dem Lastenrad auf Zeit. Mal sehen, ob wir all die geplanten Ausflüge verwirklichen. Wo ich immer denke, Anna hat es gut, mal schnell mit dem Lastenrad in die Stadt oder in das Museum.

Lasset den Test beginnen!

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