Und wenn es regnet?

Und wenn es regnet?

Dann werden wir nass. Oder zumindest feucht. Ich würde gerne etwas anderes behaupten können, aber bis jetzt habe ich noch keine perfekte Lösung gefunden. Ich habe Regenjacke, Regenhose, Rainlegs, Gummistiefel, Regencape, Gamaschen und sogar einen Schirm probiert, alles hat seine Vor- und Nachteile. Außerdem kommt es immer darauf an, um welche Art Regen es sich handelt und ob ich im Anschluss an die Fahrt die Möglichkeit habe, mich umzuziehen oder vielleicht sogar duschen zu können.

Am angenehmsten ist ein kurzer Regenschauer, vielleicht sogar im Sommer. Du wirst kurz nass, aber du trocknest genauso schnell auch wieder, der Fahrtwind hilft dabei.

Nieselregen ist die nächste Steigerung. Wenn es nieselt, bin ich mir immer unsicher, wann ich einen Regenschutz verwenden soll. Zu Fuß komme ich mir blöd vor, wegen ein paar kleinen Tropfen den Schirm aufzuspannen, auf dem Fahrrad überlege ich mir, ob sich der Umstand lohnt, Regenkleidung anziehen macht nämlich keinen Spaß. Nur: wenn ich dann lange genug gewartet habe und deutlich nass geworden bin, lohnt sich eine Regenjacke auch nicht mehr…

Starker Regen ist doof. Wenn du am Ziel angekommen bist, musst du die nassen Sachen verstauen, im Zweifelsfall dich komplett umziehen und die Haare föhnen. Und wenn du wieder losfahren willst, ist trotzdem alles noch feucht und kalt. Bäh. Im Laden habe ich schon mehr als einmal Pfützen hinterlassen, weil ich lieber meinen Helm auf dem Kopf gelassen habe, statt ihn eine halbe Stunde später nasskalt wieder aufsetzen zu müssen.

Das große Problem bei fast allen Arten von Regenschutz ist, dass er die Flüssigkeit nicht nur draußen, sondern auch innen behält. Wenn ich mich körperlich betätige, komme ich so oder so nass ans Ziel. Also heißt es wie so oft: planen. Brauche ich eventuell Wechselkleidung am Ziel? Lasse ich mich lieber wohltemperiert vom Regen durchnässen oder brauche ich den Wind- und Temperaturschutz meiner Regenjacke? Mit Blick auf das Regenradar – kann ich die Fahrt um eine halbe oder ganze Stunde nach hinten verlegen und damit den schlimmsten Regen umgehen? Das Regenradar hat schon gute Dienste geleistet, eine Geschichte erzähle ich hier: https://www.xn--radwrts-8wa.de/sturm/

Die Regenjacke ist meiner Meinung nach das wichtigste Regenkleidungsstück. Sie hilft auch gegen Wind. Die meisten Regenjacken sind relativ leicht und passen problemlos in die Fahrradtasche, es gibt sie auch minimalistisch, sodass sie in eine Trikottasche gesteckt bei Ausfahrten mit dem Rennrad mitkönnen. Ich weiß allerdings nie, was ich beim Radfahren mit der Kaputze machen soll. Unter dem Helm ist unbequem, über den Helm ist doof, wenn ich sie entferne, tropft es vom Helm in den Nacken. Einen separaten Helmüberzug habe ich noch nicht ausprobiert. An den Handgelenken wird es immer feucht, klar, die Hände sind ja voll im Regen. Das Wasser, das an der Jacke hinunter läuft, bleibt in der Hose hängen.

Dagegen hilft eine Regenhose. Ich bin kein Freund von Regenhosen. Sie sind unkleidsam und mir immer zu lang, außerdem sind sie zu warm. Zum Radfahren braucht man eine Hose, die relativ eng an den Unterschenkeln anliegt, so kommt sie nicht mit der Kette ins Gehege. Wegen der dafür benötigten Reiß- oder Klettverschlüsse kann ich sie nicht einfach kürzen. Regenhosen sind für mich nur das Stück für den Notfall.

Anders meine Rainlegs, die den Unterbauch, die Oberschenkel und die Knie bedecken, allerdings nur von vorne. Im Stehen und Gehen sehen sie etwas komisch aus, für kurze Schauer, Nieselregen oder als Windschutz funktionieren sie aber gut. Die Knie sind ein wenig gefüttert und die offene Rückseite sorgt für ein angenehmes Klima. Zudem reflektieren sie auf der gesamten Fläche. Leider hat mein Exemplar bereits einige Stellen, an denen das Material nachgelassen hat, allerdings tut das der Funktion keinen Abbruch.

Gamaschen, also Überzieher für die Schuhe, haben wir uns für unsere Reise durch Schweden zugelegt. Wir haben sie kaum getragen, weil unsere Füße dermaßen geschwitzt haben darin, dass sie keine wirkliche Hilfe waren. Der Mann trägt seine im Winter, wenn er mit den ungefütterten Fahrradschuhen bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt ins Büro fährt. Da scheinen sie ganz angenehm zu sein, auch ohne Regen.

Ein Kleidungsstück, das ich mit meinem Stadtrad noch Probe fahren muss, ist das Regencape. Ab und zu sieht man einen Radfahrer damit dem Regen trotzen, bis jetzt habe ich aber noch keinen Lastenradfahrer damit gesehen. Eigentlich mag ich das Ding, weil es von allen Alternativen am meisten Belüftung zulässt und recht zuverlässig trocken hält. Nur kommt es mir beim Auf- und Absteigen ständig in die Quere, und der Gummizug, der es an den Handgelenken fixiert bleibt am Lenker hängen. Es kann sein, dass das mit meiner Sitzposition auf dem Lastenrad zu tun hat. Und dass der Gurt, der es an der Hüfte hält mir schon in die Speichen gekommen ist, lag an meiner eigenen Schusseligkeit. Ein weiterer Kritikpunkt ist die Halsöffnung, die sich zwar mittels Reißverschluss öffnen lässt, die aber trotzdem zu klein für meinen Kopf samt Helm ist. Das heißt, ich muss daran denken, den Helm vor dem Cape auszuziehen, wenn ich nicht blind und gefesselt dastehen will…

Apropos blind: Brillenträger sind benachteiligt, besonders nachts. Auf der Brille sammeln sich Regentropfen und Matschspritzer. Tagsüber stellt das kein großes Problem da, im Dunkeln allerdings streut das Wasser die Lichter der anderen Verkehrsteilnehmer ziemlich unangenehm. Das ist dann oft ein halber Blindflug, und außerorts hoffe ich, auf gemeinsamen Wegen den Fußgängern rechtzeitig ausweichen zu können.

Tagsüber ist vor allem der Straßendreck unangenehm, der ungehindert ins Gesicht spritzt. Entgegenkommende Fahrzeuge ziehen eine Schleppe aus feinen Tröpfchen und Schlamm hinter sich her. Glücklicherweise fahren wir meistens mit genügend Abstand zum motorisierten Verkehr.

Nachdem ich eigentlich nur negatives zu schreiben hatte, stellt sich die Frage: ist wirklich alles schlecht am Regen? Nein. Wenn der Regen erst während der Fahrt anfängt, ist er irgendwie weniger schlimm. Manchmal habe ich das Gefühl, er macht dann auch weniger nass. Das kann natürlich nicht sein. Regen ist vor allen Dingen unbequem, hat aber auch schöne Seiten. Die Luft wird reingewaschen, es riecht gut, die Welt glänzt nass in der Sonne. Vor ein paar Tagen kam ich nass zu Hause an und hatte eine halbe Stunde für mich selbst. Also habe ich alles nasse ausgezogen, mir einen Tee gemacht und in eine Decke gewickelt auf die Couch gesetzt. Das war genauso schön wie das Gefühl, wieder einmal gewonnen zu haben, gegen die widrigen Bedingungen und gegen meinen inneren Schweihund.

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