Winterreifen für das Packster: funktioniert!
Der Winter hat Deutschland fest im Griff und wie es scheint, waren wir alle nicht darauf vorbereitet. Auf den Autobahnen übernachten Leute in ihren Autos (Wie machen sie das, ohne zu erfrieren?!), wer zu Hause bleiben kann soll zu Hause bleiben und ich bin mir sicher, dass nicht nur wir keine Handschuhe für richtig kaltes Wetter haben. Wer es genießt sind die Kinder. Schlitten fahren! Bisher mussten wir jede Stunde nutzen, in der das bisschen Schnee noch nicht weggetaut war, heute konnten wir uns darauf verlassen, dass er eine Weile liegen bleibt.
Nicht nur die Kinder freuen sich: Gestern sah ich eine der Nachbarinnen mit Langlaufski den Feldweg hinter unserem Garten hoch- und runterlaufen. Ich hingegen habe mich weniger gefreut, denn wieder einmal stand der Dienstag vor der Tür und damit unsere wöchentliche Fahrt nach Darmstadt. Der Blick auf das Thermometer hob meine Laune auch nicht. Dann aber hat der Mann sich erbarmt, das Hinterrad vom Packster auszubauen und im Warmen den Mantel zu tauschen. Statt unserer normalen Mäntel zog er den Schwalbe Marathon Winter Plus auf, der Spikes als Waffe gegen vereiste Sraßen besitzt. Das Packster ist nun also vorne und hinten gewappnet.
Es war schon spät und dunkel, außerdem war mir kalt. Deswegen setzte ich mich nur zögernd auf das Rad für eine Proberunde. Wow! Ein faszinierendes Fahrgefühl. Der Mann warnte mich davor mit der vorderen Bremse zu bremsen, da ohne Last das Fahrrad vorne um einiges leichter ist und so das Rad leicht ausbricht. Trotz mehrerer Bremsversuche hatte ich kein einziges Mal ein Rutschproblem. Ich fuhr nicht besonders schnell, aber ich fuhr am Schneepflug und dem einzigen entgegenkommenden Auto vorbei und es hat richtig Spaß gemacht. Trotzdem konnte ich weder die Strecke nach Darmstadt noch die Zeit einschätzen, die ich benötigen würde. Also fuhren wir heute morgen fast eine halbe Stunde früher als sonst los und waren viel zu früh dort.
An manchen Stellen waren die Straßen frei, an anderen war der Schnee festgefahren und glatt, wiederum woanders gab es ein Gemisch aus Asphalt, Eis und Matsch. Überall konnte ich problemlos fahren, am liebsten aber fuhr ich auf dem festgefahrenen Schnee. Es fühlte sich weich an dort zu fahren, und das trotz kaputter Federgabel.
Mehrere Dinge habe ich dabei gelernt. Erstens: Ich brauchte die Extrazeit so gut wie nicht. Die Reifen haben deutlich mehr Reibung und Fahren ist anstrengender als mit Sommerreifen, aber ich war mit einer angenehmen Geschwindigkeit unterwegs. Zweitens: Weder meine Handschuhe noch meine Winterschuhe sind warm genug bei sechs Grad unter Null. Um meinen linken kleinen Finger habe ich mir ernsthaft Sorgen gemacht, er ist mir aber nicht abgefroren.
Drittens: Die Tochter vorne im Rad hat trotz einer mehrmals gefalteten Decke unter und einer über sich gefroren, Sie saß ja auch fast bewegungslos da. Für das nächste Mal müssen wir uns ein Heizsystem einfallen lassen, und wenn es aus einer Flasche mit warmem Wasser besteht. Und schließlich viertens: Ich bin es ja gewohnt, dass ich mit diesem Rad auffalle, aber heute war es extrem. Das könnte unter anderem am Gräusch der Spikes auf Asphalt gelegen haben. Die wenigen Leute denen wir unterwegs begegnet sind haben sich fast alle umgedreht. Und dann noch ein bisschen länger gekuckt, denn ich hatte meine Hannibal Lecter Gesichtsmaske auf, also eine schwarze Maske mit Löchern zum Atmen vor dem Mund und einem kleinen Nasenloch. Zusammen mit der tief in die Stirn gezogenen Mütze unter dem Helm war ich sicherlich ein merkwürdiger Anblick.
Die Fahrt war auf alle Fälle kräftezehrender als bei zehn Grad höherer Temperatur. Frieren macht müde, selbst wenn es nur die Hände und Füße sind. Meine Lieblingsjahreszeit wird der Winter nicht, auch nicht mit den Winterreifen. Ein bisschen Spaß hatte ich aber schon!